18.06.2018

Wenn Flügel fliegen ...

Er stand schon da, als wir in Bicken ankamen. Dick verpackt und ganz geduldig wartend.

Seine Zukunft sollte jetzt beginnen – in der zweiten Etage eines Firmengebäudes. Doch ein ganz wichtiges Hilfsmittel fehlte noch, um ihn zu seiner neuen Wirkungsstätte zu bringen: Der Kran. In einer halben Stunde sollte er kommen. Und den Neuankömmling sicher über die große Dachterrasse in den Raum bringen, in dem er fortan stehen, bewundert werden und viele Menschen begeistern soll. Die halbe Stunde verging ...

Und noch eine Stunde und noch eine. Zusammen mit dem zukünftigen Besitzer saßen wir auf einem Mäuerchen in der Sonne. Jedes lautere Brummen ließ und aufhorchen und gebannt auf die Straße blicken. Nach vielen Kaffees und unruhigem Auf und Ab kam endlich der heiß ersehnte Kran angefahren – und wurde mit viel Fingerspitzengefühl neben dem Gebäude positioniert. Jetzt konnte es endlich losgehen.

Es kamen immer mehr Schaulustige und beobachteten jeden Handgriff der drei starken Jungs, die sich gekonnt um die weiteren Schritte kümmerten. Sie brachten professionell die Schlingen und Haken an, dirigierten den Kranführer und beförderten das wertvolle Stück über die große Dachterrasse in das Büro des Geschäftsführers, des neuen Besitzers. 450 Kilo höchste Niendorf-Pianokunst wurden fachmännisch positioniert, in Szene gesetzt und letztendlich gestimmt. Mit einem feinen Tuch wurden die letzten Fingerabdrücke auf der schwarzen Hochglanzoberfläche entfernt. Mitarbeiter steckten immer mal wieder ihre Köpfe zur Tür herein, um das Kunstwerk zu bewundern.

Plötzlich war die Tür des Zimmers geschlossen. Von innen waren die ersten Töne zu hören, die sich schnell in ein leidenschaftliches Spiel verwandelten. Der Herr des Hauses wollte offensichtlich ganz für sich sein mit seinem neuen Piano ...

 

 

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