Die Niendorf-Geschichte:
Traditionsmarke seit 1896

Für viele Menschen ist Niendorf ein Begriff, der mit Tradition und Qualität einhergeht. Umso mehr freuen wir uns, dass nach einer teilweise recht turbulenten Vergangenheit nun die Zeichen auf eine positive Weiterentwicklung gestellt sind. Geschäftsführer Markus Ernicke ist stolz auf seine Mannschaft und auf das, was jetzt kommen wird. Eine Vielzahl von Projekten und Veranstaltungen stehen in den Startlöchern. Bedeutende Nachfragen von Kaufinteressenten und zahlreichen Händlern geben uns Bestätigung und die Gewissheit, dass die Traditionsmarke Niendorf im Markt wieder angekommen ist.

Über 120 Jahre in der Flügel- und Klavierproduktion haben viel zu erzählen. Wir laden Sie ein, in unserer Chronik zu blättern.

Gründung

1896 von den Gebrüdern Hermann und Karl Niendorf gegründet, spezialisierte sich die Firma (damals als »Niendorf & Hemprich«) auf Stutz- und Salonflügel sowie Klaviere, die zu 30 % in Deutschland und zu 70 % im Ausland – vorwiegend Südamerika – verkauft wurden. Erst im Jahre 1900 wurde der Markenname »Gebr. Niendorf« eingeführt.

20er-Jahre bis Kriegsende

Durch ein gewaltiges Schadenfeuer wurde die Fabrik im Jahr 1921 fast vollständig zerstört und schon 1922 durch regen Unternehmergeist auf 45.000 qm des neu angelegten Industriegeländes der Stadt Luckenwalde wieder aufgebaut. Im Jahr 1929 wird Niendorf Teil der »Deutsche Pianowerke AG«. Der Markenname Gebr. Niendorf wird beibehalten.

DDR-Zeit

Unter Leitung der VEB Deutsche Piano Union wird Gebr. Niendorf 1974 zwangsverstaatlicht und mit 360 Mitarbeitern zum größten Flügelhersteller der DDR ausgebaut. Die Instrumente werden unter anderem in die USA, Asien, Westeuropa und die UdSSR exportiert. In dieser Zeit läuft die Produktion nicht nur als Niendorf, sondern unter anderem unter den Markennamen Hupfeld, Gerbstädt, Rönisch, Zimmermann, Steinbach, Fuchs & Möhr und Alexander Herrmann weiter. In den folgenden Jahren wird die Produktion weiter ausgebaut und ca. 3000 Instrumente pro Jahr produziert.

Im Rahmen der Vogtländischen Musiktage 1985 wurden verdienstvolle Werktätige der Musikinstrumenten-Industrie mit dem »Ehrenpreis für hervorragende Leistungen im Musikinstrumentenbau der Deutschen Demokratischen Republik« ausgezeichnet. Den Ehrenpreis 2. Klasse erhielt ein Kollektiv von Klavierbauern, Technologen und Konstrukteuren aus dem Betriebsteil Luckenwalde des VEB Deutsche Piano Union Leipzig. Gewürdigt wurden damit die Verdienste um die Entwicklung des Flügel-Modells »Zimmermann 145« und des hierbei erreichten hohen Qualitätsniveaus, das u. a. durch eine Goldmedaille der Leipziger Messe Anerkennung fand.

Nachwende-Zeit

In den 90er Jahren startete die Märkische Pianofabrik als Treuhandbetrieb mit dem Markennamen Niendorf, um wenig später durch die Leipziger Pianofortefabrik als Märkisches Werk Luckenwalde übernommen zu werden. In dieser Zeit produzierten 50 Mitarbeiter Stutz- und Salonflügel unter den Namen Röhnisch und Hupfeld sowie Verkleidungen für Klaviere der Leipziger Pianofabrik.

1995 sollte das Märkische Werk aufgegeben werden, wurde aber 1996 durch die ehemalige Mitarbeiterin und kaufmännische Leiterin, Regina Rotsch, aufgekauft und als Rotsch Flügel- und Klavierbau neu belebt. Allerdings meldete der Hauptauftraggeber, das Leipziger Werk, schon wenige Monate später Konkurs an. Vom Ehrgeiz gepackt wird die Flügelproduktion Rotsch Flügel- u. Klavierbau bald darauf mit der Akquisition eines japanischen Kunden mit einer Stückzahl von 60 Instrumenten im Jahr gesichert.

Mit der Entwicklung eines eigenen Niendorf-Klaviers wurde 1998 ein eigener Salon im Haus und ein Jahr später ein Ladengeschäft in Berlin-Mitte eröffnet. Eine Klavierschule unterrichtet in der Fabrik und es wurde regelmäßig zur Hausmusik geladen. Die Pianisten bekamen die Möglichkeit, die neu entwickelten und produzierten Klaviere und Flügel nach den 12 Wochen der Fertigung einzuspielen.

In den Jahren 2000 bis 2005 wurde das Unternehmen vom Ehemann Regina Rotschs, Hennig Rotsch und deren Tochter, Christina Rotsch, übernommen und Instrumente an frühere Geschäftspartner in die USA geliefert.

In dieser Zeit wurde der heutige Geschäftsführer der Firma Niendorf, Markus Ernicke, als Klavier- und Cembalobauer im Unternehmen ausgebildet. Regelmäßig zog er für sechs bis acht Wochen ins württembergische Ludwigsburg, wo der Theorieunterricht stattfand. Doch als er 2005 die Lehre erfolgreich beendete, schloss das Unternehmen seine Tore. So arbeitete er zunächst als Tischler und restaurierte und reparierte schließlich als selbstständiger Klavierbauer Instrumente in der Region.

Umso erfreuter war er, als er 2014 einen Anruf seiner ehemaligen Chefin bekam, dass ein Fachmann für eine neue Produktion in Luckenwalde gesucht wird. Ein chinesischer Investor, der auf Qualitätsinstrumente »Made in Germany« setzt, machte es möglich. Bereits seit 2009 hatte Mingtong Zheng versucht, die weltweit bekannte Marke Niendorf zu übernehmen. Markus Ernicke war sofort begeistert vom Vorhaben des Chinesen wieder Instrumente in der traditionellen Klavierstadt zu bauen.

2015 bis heute

Mittlerweile liegen turbulente Jahre hinter uns bei Niendorf. Ab Mai 2015 produzierten zunächst 6 Mitarbeiter Niendorf-Qualitätsinstrumente und hatten den Mut, diese im Oktober 2015 auf der internationalen Musikmesse in Shanghai zu präsentieren. Es gab viel Interesse von Händlern, die die Instrumente kritisch begutachteten und in einen intensiven Austausch mit uns Niendorfern kamen. Neben Neugier und Respekt vor »Made in Germany« gab es viel Lob und Glückwünsche. Weitere Messen in Frankfurt/Main und Los Angeles halfen, das heutige Qualitätslevel gezielt zu entwickeln und zu erreichen.

Im Oktober 2016 gaben wir jungen Nachwuchspianisten während eines zweitägigen Klavierwettbewerbs die Möglichkeit, Niendorf-Instrumente kennenzulernen und ihre Fähigkeiten einer mit hochkarätigen Experten besetzten Jury – im eigens dafür fertiggestellten Konzertsaal – unter Beweis zu stellen. Als Sieger unter den 18 vorab ausgewählten Pianisten zwischen 14 bis 28 Jahren, die aus Korea, China, Japan, der Ukraine, Deutschland und Russland angereist waren, ging der 19-jährige Uram Kim aus Korea hervor. Mittlerweile finden in regelmäßigen Abständen weitere Veranstaltungen in unserem Konzertsaal statt und locken vor allem regionale Besucher an, die begeistert von dem außergewöhnlichen Unternehmen direkt vor Ort sind. Sie alle nutzen in diesem Zug gerne die Gelegenheit, die Werkstätten vorab der Veranstaltungen zu besichtigen.